Jeder Mensch ist anders. Manche sind temperamentvoll, andere sind eher introvertiert und wieder andere lieben es, gemeinsam etwas zu bewegen – und alle haben ihre Stärken. Gerade für Führungskräfte kann die Einteilung der Mitarbeitenden in verschiedene Persönlichkeits-Typologien sehr hilfreich sein, um die Vielfalt der Mitarbeitenden besser zu verstehen und deren Potenziale optimal zu nutzen.
Für eine solche Einordnung bieten zahlreiche Anbieter verschiedene Persönlichkeitstests an. Eines der etabliertesten Konzepte ist das sogenannte DISG-Modell, das vorwiegend auf der Arbeit des Psychologen William Moulton Marston in den 1920er Jahren beruht. Dabei beantwortet die Testperson eine Reihe von Fragen und schätzt ein, welche der vorgegebenen Eigenschaften am ehesten und am wenigsten auf sie zutreffen.
Mithilfe des DISG-Modells kann die Persönlichkeit in vier Hauptdimensionen unterteilt werden:
D – Dominant
I – Initiativ
S – Stetig
G – Gewissenhaft
Jeder Mensch weist eine einzigartige Kombination dieser Merkmale auf, die ihr Verhalten und seine Präferenzen im (Berufs-)Alltag beeinflussen. In der Regel sind Mitarbeitende nicht ausschliesslich einem Persönlichkeitsstil zuzuordnen, sondern vereinen mehrere Dimensionen, sodass insgesamt 16 Haupt- und Mischformen resultieren können. An dieser Stelle wollen wir nun die Hauptdimensionen vorstellen.
Dominant: Der Entscheider
Personen, bei denen diese Dimension am stärksten ausgeprägt ist, sind energiegeladen, selbstbewusst und behalten gern die Kontrolle über eine Situation. Im Berufsalltag zeigen sie sich entscheidungsfreudig und durchsetzungsstark. Sie setzen sich selbst ambitionierte Ziele und verlangen sich und anderen viel ab, um diese zu erreichen. Menschen dieses Typs sind häufig ungeduldig und neigen dazu vorschnelle Entscheidungen zu treffen. Von ihren Mitmenschen wird dieser Typ gelegentlich als aggressiv oder sogar rücksichtslos wahrgenommen.
Rückschlüsse für Führungskräfte:
- Übernimmt gern abwechslungsreiche sowie verantwortungsvolle Rollen/Aufgaben
- Zu starke Vorgaben und Regeln engen diesen Typ ein, er braucht gewisse Freiräume
- In Konflikten sehr direkt und durchsetzungsstark
Initiativ: Der Beziehungsbauer
Der initiative Persönlichkeitstyp zeichnet sich durch eine hohe Kommunikationsfreude, Überzeugungskraft und Begeisterungsfähigkeit aus. Beruflich wie privat liebt dieser Typ es, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten und soziale Verbindungen zu knüpfen. Er kann mit seiner positiven Art, seiner Überzeugungskraft und seinem Charme andere Leute leicht für neue Ideen, Konzepte und Ziele begeistern. Menschen des stetigen Typs stehen gern im Mittelpunkt und sprühen vor Optimismus. Es fällt ihnen schwer, sich mit negativen Themen auseinanderzusetzen, sodass sie beispielsweise ungern negatives Feedback geben und Konflikte meiden.
Rückschlüsse für Führungskräfte:
- Arbeitet gut im Team und lernt gern neue Menschen kennen
- Ist gut fürs Networking oder auch Präsentationen geeignet
- Strukturiertes, analytisches und detailliertes Vorgehen liegen ihm weniger
Stetig: Der Teamplayer
Menschen mit dieser Hauptdimension sind absolute Teamplayer und unterstützen ihre Mitmenschen, wo sie nur können. Sie sind meist ausgeglichen, geduldig, mitfühlend und sehr auf ein harmonisches Miteinander bedacht. Für diesen Typ ist es nicht wichtig, die Kontrolle über eine Situation zu haben oder im Vordergrund zu stehen. Sie bevorzugen ein stabiles und bekanntes Umfeld, sind im Arbeitskontext verlässlich und gewissenhaft. Es ist nicht ihre Stärke, Prozesse voranzutreiben oder Veränderungen zu begleiten – oft tun sich Menschen dieses Typs auch schwer damit, Entscheidungen zu treffen.
Rückschlüsse für Führungskräfte:
- Zieht seine Motivation aus dem Miteinander
- Ist die Seele des Teams und hält es zusammen
- Braucht ein stabiles und vorhersehbares Arbeitsumfeld, Veränderungen stellen ihn vor eine Herausforderung
Gewissenhaft: Der Analytiker
Der gewissenhafte Persönlichkeitstyp legt besonders viel Wert auf Genauigkeit, Struktur und Qualität. Menschen dieses Typs analysieren zuerst die Situation, bevor sie handeln und arbeiten systematisch und planvoll. Dabei zeigen sie ein hohes Durchhaltevermögen und arbeiten teils mehrere Stunden an einer Aufgabe, ohne die Motivation zu verlieren. Der gewissenhafte Typ hat sehr hohe Qualitätsansprüche an sich, aber auch an seine Mitmenschen. Das kann dazu führen, dass sich Kolleginnen und Kollegen durch seinen Perfektionismus durchaus unter Druck gesetzt fühlen oder ihn als unnahbar und übermässig kritisch wahrnehmen.
Rückschlüsse für Führungskräfte:
- Arbeitet sehr präzise, analytisch und strukturiert
- Bleibt lieber für sich, um konzentriert seiner Aufgabe nachzugehen
- Verliert gelegentlich die Lösungsfindung bzw. das eigentliche Ziel aus den Augen, da er sich in Details verbissen hat
Wertvolles Werkzeug für Führungskräfte
Natürlich sind solche Modelle gewissen Grenzen unterlegen und bilden eine komplexe Persönlichkeit nicht gänzlich ab. Doch sie können Führungskräften helfen bestimmte Muster zu erkennen und sich selbst sowie ihre Mitarbeitenden besser zu verstehen. Auf diese Erkenntnisse aufbauend, können sie gezielt ihren Führungsstil auf den jeweiligen Persönlichkeitstyp anpassen und somit besser auf die individuellen Bedürfnisse jedes Teammitglieds eingehen. Das schafft ein Umfeld, in dem sich alle Mitarbeitenden gesehen fühlen und ihre Stärken optimal ausspielen können.
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